{"id":319,"date":"2015-07-20T22:31:59","date_gmt":"2015-07-20T20:31:59","guid":{"rendered":"http:\/\/aspie.labut.at\/?p=319"},"modified":"2021-04-11T12:19:28","modified_gmt":"2021-04-11T10:19:28","slug":"klagelied","status":"publish","type":"post","link":"https:\/\/aspie.labut.at\/klagelied\/","title":{"rendered":"Klagelied"},"content":{"rendered":"
Bereits vor mehr als zwei Jahren habe ich unter dem Titel labut.at<\/a> – „Wer raunzt gewinnt“ einige Zeilen verfasst. Heute m\u00f6chte ich meine Gedanken dazu vertiefen …<\/strong><\/p>\n Ich hatte dem Beitrag bewusst einen etwas pointierten Titel gegeben, welcher meine allt\u00e4gliche Wahrnehmung wiederspiegeln sollte. Es ging mir in der Abhandlung um jenen Personenkreis, bei dem sich das Klagelied bereits verinnerlicht hat und dieser Umstand dem eigenen Vorteil sehr zutr\u00e4glich erscheinen mag. Daraus lie\u00dfe sich ableiten, dass das Lamentieren durchaus bewusst und strategisch eingesetzt werden kann. Das Verhalten mancher Menschen l\u00e4sst f\u00fcr mich auch Zeichen von \u00fcbersteigerter Selbstverliebtheit erkennen. Wenn jemand pausenlos darauf hinweist, dass er so arm, mitgenommen und \u00fcberlastet sei wird er von seinen Mitmenschen wohl eher geschont oder beg\u00fcnstigt als jener, der m\u00f6glicherweise auch unbewusst ausstrahlt alles im Griff zu haben. Die daraus resultierenden Ungerechtigkeiten k\u00f6nnen in der Arbeitswelt wie auch dem Privatleben beobachtet werden. Unverst\u00e4ndlich ist und bleibt f\u00fcr mich der Umstand wie sorglos einzelne Menschen ihrem eigenen Vorteil zuliebe dazu bereit sind Mitleid erregen zu wollen.<\/p>\n Es ist mir bewusst, dass meine heutigen Zeilen manchen Lesern zynisch erscheinen k\u00f6nnten. Denn – so w\u00fcrde wohl der Einwand lauten – warum darf man nicht darauf hinweisen, wenn es einem nicht gut geht? Dazu sage ich ganz klar: Man darf nicht nur auf pers\u00f6nliche Probleme hinweisen, sondern man sollte es in angemessener Form auch tun um von den Mitmenschen besser verstanden zu werden. Aber meine Kritik bezieht sich auf jene Menschen, die sich st\u00e4ndig auch \u00fcber jede Kleinigkeit echauffieren und dabei nicht verstehen wollen, dass sie die Nerven ihrer Mitmenschen \u00fcber Geb\u00fchr strapazieren. Nicht selten habe ich mir schon gedacht, dass ich solche Menschen nicht erleben m\u00f6chte wenn sie mal mit schwerwiegenden Problemen konfrontiert werden w\u00fcrden – wenngleich ich ihnen w\u00fcnsche, dass ihnen solche erspart bleiben<\/p>\n Aber wahrscheinlich liegt es auch an meinem sensiblen Wesen, dass dieser Umstand meine Gedankenwelt nachhaltig belastet. Es ist mir schon \u00f6fters aufgefallen, dass ich dazu neige die Botschaften und auch einzelne Worte intensiver auf die Waagschale zu legen als es mir gut t\u00e4te. Daraus resultiert dann wohl meine problematische Beziehung zum Small Talk, mit dem ich noch nie viel anfangen konnte. Erschwerend kommt noch hinzu, dass es mir oftmals nicht m\u00f6glich erscheint den Mitmenschen meine Denkungsweise plausibel vor Augen zu f\u00fchren. „Da musst du halt einfach wegh\u00f6ren.“, lauten dann die wohl gut gemeinten Ratschl\u00e4ge. Das eine oder andere mal habe ich das dann auch schon versucht, aber es gelingt nur selten.<\/p>\n Bereits in vorangegangenen Beitr\u00e4gen habe ich auf meine Rhetorik hingewiesen, die f\u00e4lschlich das Bild eines selbstsicheren, emotionsarmen und n\u00fcchternen Pragmatikers wiederspiegelt. Nat\u00fcrlich habe ich auch selbst das Bed\u00fcrfnis mich bei Problemen mit anderen Menschen austauschen zu k\u00f6nnen. Allerdings steht dann f\u00fcr mich die gezielte und gemeinsame Suche nach einer L\u00f6sung im Mittelpunkt. Ebenso stehe ich auch Freunden gerne mit Rat und Tat zur Seite, wenn es mir m\u00f6glich erscheint etwas zum besseren zu bewenden.<\/p>\n Es ist mir schon klar, dass die zwischenmenschliche Kommunikation nicht prim\u00e4r aus sachbezogenen Abhandlungen besteht und – abh\u00e4ngig von der Situation – der Unterhaltungswert nicht zu kurz kommen sollte. Dieser Umstand wird in der Gesellschaft aber offenbar sehr unterschiedlich interpretiert, da Probleme f\u00fcr mich eigentlich keinen Unterhaltungswert sondern lediglich einen Auftrag zum Handeln beinhalten k\u00f6nnen. Wenn sich Menschen in meiner Gegenwart \u00fcber Banalit\u00e4ten aufregen ist dies f\u00fcr mich schlichtweg nervt\u00f6tend. Andererseits kann ich aber auch nichts zu einer L\u00f6sung beitragen, da eine solche doch gar nicht wirklich gesucht wird. Als besonders belastend erlebe ich oftmalig die mit einem feindseeligen Unterton vermittelte harsche und zugleich banale Kritik an Zeitgenossen und Umst\u00e4nden.<\/p>\n Soeben habe ich mir den Beitrag „Wer raunzt gewinnt“ aus dem Jahr 2013 nochmals durchgelesen. Darin findet sich der Hinweis, dass es dem verschlossenen Charakter schwerer fallen wird notwendige Einblicke in seine Psyche zu gew\u00e4hren<\/strong>. Auch wenn ich es damals nicht direkt zum Ausdruck gebracht habe waren diese Zeilen nicht zuletzt auf meine eigene Person gem\u00fcnzt. In der Psychotherapie m\u00f6chte ich versuchen auch dieses Problemfeld anzusprechen, wobei sich aus meiner heutigen Sicht folgende L\u00f6sungsans\u00e4tze in Kombination zueinander anbieten k\u00f6nnten …<\/p>\n Diese Zeilen sind auch unter labut.at\/blogs\/mind-blog<\/a> online.<\/p>\n","protected":false},"excerpt":{"rendered":" Bereits vor mehr als zwei Jahren habe ich unter dem Titel „Wer raunzt gewinnt“ einige Zeilen verfasst. Heute m\u00f6chte ich meine Gedanken dazu vertiefen … <\/p>\n\n