{"id":321,"date":"2015-05-06T07:00:08","date_gmt":"2015-05-06T05:00:08","guid":{"rendered":"http:\/\/aspie.labut.at\/?p=321"},"modified":"2021-04-11T13:43:05","modified_gmt":"2021-04-11T11:43:05","slug":"ein-tag-wie-jeder-andere","status":"publish","type":"post","link":"https:\/\/aspie.labut.at\/ein-tag-wie-jeder-andere\/","title":{"rendered":"Ein Tag wie jeder andere …"},"content":{"rendered":"
Unter dem Titel „Ein Tag wie jeder andere“ m\u00f6chte ich einen Streifzug durch die Vergangenheit unternehmen.<\/strong><\/p>\n Es ist mir wichtig zu erw\u00e4hnen, dass der Titel dieses Beitrages keine Geringsch\u00e4tzung des Weihnachtsbrauchtums ausdr\u00fccken soll. Weihnachten ist ein Fest der Familie, steht f\u00fcr eine Zeit der Besinnung und sollte von den Menschen so individuell wie m\u00f6glich begangen werden d\u00fcrfen. Absurd erscheint es mir, wenn einem Nichtgl\u00e4ubigen indirekt vorgeworfen wird, dass er an den Weihnachtsfeiertagen ebenso seine Freizeit geniesst. In den nachfolgenden Zeilen m\u00f6chte ich einige wenige pers\u00f6nliche R\u00fcckblicke anstellen und vielleicht auch meinen Bezug zum Heiligen Abend zu erkl\u00e4ren versuchen.<\/p>\n Kindheit und Jugend<\/strong><\/p>\n Die Erinnerungen an die Kindheit, wo noch an das Christkind geglaubt wurde, sind – wie wohl bei so manchen Menschen – weitgehend verblasst, soda\u00df ich dazu nicht viel erz\u00e4hlen kann. Die Familie war zwar schon damals klein und nicht konfliktfrei, aber noch existent. Mein Bruder Robert lebte seit 1983 in einer eigenen kleinen Wohnung und heiratete 1990 seine langj\u00e4hrige Lebensgef\u00e4hrtin.<\/p>\n Im Februar 1990 konnte ich die erste hei\u00df ersehnte eigene Wohnung – 23 m2 Substandard ohne Bad – beziehen. Meine Mama hatte einen neuen Lebenspartner kennengelernt, den sie 1991 heiratete. Joschi war verwitwet und hatte eine nicht ganz einfache Basis zu seiner in Nieder\u00f6sterreich lebenden Tochter. Doch nun sollte sich vieles zum besseren wenden, da eine neue kleine Familie entstand. Der Heilige Abend wurde gemeinsam mit Oma in der Wohnung in Simmering, wo Mama mit Joschi lebte, begangen. Am Christtag oder Stefanietag besuchte ich dann meinen Vater. In der Zwischenzeit hatten Mama und Joschi einen Kleingarten in Rothneusiedl gepachtet, wo sie die Sommermonate verbrachten und Freundschaften in der Nachbarschaft gepflegt wurden. Mein Bruder Robert verungl\u00fcckte am 16. Juli 1995 beim Sporttauchen in Kroatien, was f\u00fcr die Familie einen unglaublich schweren Schicksalschlag darstellte.<\/p>\n Sp\u00e4tere Jahre<\/strong><\/p>\n Joschi war ein treuer, gutm\u00fctiger und hilfsbereiter Charakter, doch beschr\u00e4nkte sich seine Welt – besonders seit der Pensionierung 1997 – zunehmend auf die eigenen vier W\u00e4nde. \u00dcber das gerade erst entdeckte Internet lernte meine Mutter 2004 dann Karl kennen, der doch ganz anders als Joschi war. Der Pensionist war wenige Jahre j\u00fcnger als meine Mutter, hatte praktisch keine Familie und einen \u00e4u\u00dferst begrenzten Freundeskreis. Auch wenn vormalige Bekannte meiner Mutter ihren Schritt offenbar nicht akzeptieren wollten und sich \u00fcberwiegend von ihr abwandten geno\u00df sie den neuen Lebensabschnitt zweifellos. Den Heiligen Abend in den Jahren 2005 und 2006 konnte ich mit Mama, Oma und Karl in meiner Wohnung am Wienerberg verbringen. Es waren die einzigen Jahre, in denen ich daheim einen Christbaum aufgebaut hatte. Am 29. August 2007 durfte ich als Trauzeuge der Hochzeit meiner Mutter am Standesamt Floridsdorf beiwohnen. Als Karls Trauzeugin fungierte die Nachbarin aus der Gartenanlage, in welcher die beiden seit dem Sommer 2005 ein kleines Haus bewohnten. Nur wenige Wochen sp\u00e4ter erkrankte meine Mutter an einem Gallengangkarzinom und starb qualvoll am 17. J\u00e4nner 2008. Nur zwei Monate sp\u00e4ter, am 12. M\u00e4rz 2008, wurde bei mir ein Hirntumor diagnostiziert. Joschi starb am 30. August 2010.<\/p>\n Nach dem Tod meiner Mutter<\/strong><\/p>\n In den vergangenen Jahren besuchte ich am Heiligen Abend untertags meine Oma und meinen Vater. Oma starb am 18, September 2014 und der Vater ist schon l\u00e4ngere Zeit bettl\u00e4grig und leidet unter anderem an fortschreitender Demenz. Auch am diesj\u00e4hrigen 24. Dezember habe ich am Vormittag meinen Vater besucht und es war mir wichtig im Anschlu\u00df daran an den beiden Familiengr\u00e4bern eine Kerze anz\u00fcnden zu k\u00f6nnen. Am Zentralfriedhof wurden mein Bruder sowie meine Gro\u00dfeltern v\u00e4terlicherseits, am Friedhof Gro\u00dfjedlersdorf meine Mama und meine Oma beigesetzt.<\/p>\n Bezug zu Weihnachten<\/strong><\/p>\n Es w\u00e4re nicht in meinem Sinne, wenn ich den Eindruck erweckt h\u00e4tte, dass Weihnachten an mir vor\u00fcbergeht. Erst Mitte Dezember habe ich mit Silvia ein sch\u00f6nes Wochenende verbracht und zahlreiche Adventm\u00e4rkte besucht. Auch mit anderen Freunden konnte ich auf das bevorstehende Weihnachtsfest ansto\u00dfen und eine angenehme Zeit verbringen. Allzu gro\u00dfe und ausgiebige gesellschaftliche Veranstaltungen f\u00fchren mir aber zuletzt – nicht nur zu Weihnachten – meine psychischen Grenzen vor Augen. Es war wichtig und notwendig, dass ich massiv belastenden Konfrontationen – mit Unterst\u00fctzung meiner Psychotherapeutin – zunehmend aus dem Weg gegangen bin. Die famili\u00e4re Situation ist f\u00fcr mich ein unver\u00e4nderbares Faktum und es ist mir wichtig, dass mein Umfeld akzeptiert und keinesfalls bedauert, dass ich Weihnachten etwas anders verbringe – eben als einen Tag, wie jeden anderen …<\/p>\n Update 2018:<\/strong> robert.labut.at<\/a> – Erinnerungen an unsere Familie<\/p>\n Diese Zeilen sind auch unter labut.at\/blogs\/mind-blog<\/a> online.<\/p>\n","protected":false},"excerpt":{"rendered":" Unter dem Titel „Ein Tag wie jeder andere“ m\u00f6chte ich einen Streifzug durch die Vergangenheit unternehmen. <\/p>\n
\nMein Vater starb am 24. August 2018 im 88. Lebensjahr und wurde im Familiengrab – an der Seite seiner Eltern und seines Sohnes – am Zentralfriedhof beigesetzt.<\/p>\n
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